Kratom – Chancen und Risiken des Hypes

Kratom - Chancen und Risiken des Hypes

Was ist Kratom?

Die traditionelle Heilpflanze (in Thai: กระทอม) mit dem botanischen Namen „Mitragyna speciosa“ stammt aus Südostasien – genau gesagt Malesien – und wird traditionell als pflanzliches Heilmittel genutzt. Sie zählt zu den Rötegewächsen und ist damit eine Verwandte des Kaffeestrauchs. Ihr zentraler Wirkstoff ist das Indolalkaloid Mitragynin. Dieser ist in den Blättern enthalten, die zermahlen das Präparat ergeben. Erhältlich ist es auch in unterschiedlichen Farben – grün, weiß, rot und gelb – sowie in Form von Pellets oder als Extrakt. Die ostasiatische Volksmedizin verwendet es als Mittel etwa zur Behandlung von Durchfall, Entzündungen, Fieber und Schmerzen. In niedrigen Dosierungen (ein bis fünf Gramm) berichten Anwenderinnen und Anwender häufig von einer stimulierenden Wirkung – vergleichbar mit Koffein. Dies erklärt auch die umgangssprachliche Bezeichnung „Herbal Speed“. Höhere Dosierungen (fünf bis fünfzehn Gramm) wirken dagegen eher sedierend und schmerzlindernd, ähnlich wie bei den typischen Opioiden. Durch seine psychoaktiven Wirkungen wird Kratom – ebenso wie Koffein – aus medizinischer Sicht als Droge betrachtet.

Positive Stimmen

In letzter Zeit hat sich ein regelrechter Hype um das Kraut entwickelt – vergleichbar beispielsweise mit jenem um die ketogene Ernährung. Viele Befürworter betonen, dass der Naturstoff – in kontrollierten Dosierungen und mit hoher Produktqualität verwendet – dabei helfen kann, Schmerzen zu lindern und bei Opiatabhängigen die Entzugssymptome abzumildern. Sie sehen es als „natürliche“ Alternative zu stark regulierten pharmazeutischen Opioiden an. Dies macht es aus Anwendersicht zu einem interessanten Selbstmanagement-Tool, das den Individuen ein gewisses Maß an Behandlungseigenverantwortung und persönlicher Freiheit zurückgibt. Nutzerberichte und qualitative Interviews mit Menschen, die Kratom kaufen, zeigen, dass viele Anwenderinnen und Anwender es bei niedrigen bis moderaten Dosierungen als relativ sicher empfinden. Sie weisen darauf hin, dass die Nebenwirkungen – solange die Dosierung nicht eskaliert – oft milder bleiben als die Effekte mancher verschreibungspflichtiger Schmerzmittel.

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Gesundheitliche Bedenken

Allerdings gibt es auch zahlreiche gut begründete Kritik und Warnungen seitens Gesundheitsbehörden, unabhängiger Forschung sowie der Verbraucherzentrale. Ein zentraler Kritikpunkt ist etwa die fehlende Standardisierung und regulatorische Kontrolle: Da die Substanz in vielen Ländern – wie auch in Deutschland – nicht streng reguliert ist, können Produkte sehr unterschiedliche Konzentrationen der aktiven Alkaloide enthalten. Hinzu kommen oft Verunreinigungen durch Schwermetalle, Pestizide oder auch mikrobiologische Belastungen.

Fehlende Sicherheits- und Wirksamkeitsprüfungen bergen für Konsumentinnen und Konsumenten Risiken. Kritiker – etwa von Verbraucherzentralen – warnen vor zahlreichen potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen. Dazu zählen unter anderem lebensbedrohliche Phänomene wie Atemdepression, Leberschäden, Krampfanfälle und grippeähnliche Symptome. Auch das Risiko, dass durch Dosiseskalation oder Mischkonsum mit anderen Substanzen unerwünschte Wechselwirkungen entstehen, wird häufig angeführt.

Mögliche Suchtgefahr

Suchtpotenzial und Abhängigkeit sind dabei nicht zu unterschätzende Risikofaktoren für Konsumentinnen und Konsumenten. Obwohl manche Studien darauf hinweisen, dass das suchtdrogentypische Profil von Kratom im Vergleich zu klassischen Opioiden eher begrenzt sein kann, gibt es auch zahlreiche Berichte von Entzugserscheinungen und einer zunehmenden Toleranzentwicklung. In einigen qualitativen Studien berichteten Anwender selbst von einer Reduktion der Dosierung im Laufe der Zeit, weil sie eine als kritisch wahrgenommene Grenze erreicht hatten.

Rechtlicher Status in Deutschland

Die Hauptalkaloide wie Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin sind im Betäubungsmittelgesetz nicht gelistet. Das bedeutet, dass der Besitz und Konsum grundsätzlich legal sind. Da das Produkt nicht als neuartiges Lebensmittel oder Arzneimittel zugelassen ist, darf es in Deutschland nicht als solches vertrieben werden. Händler umgehen dies häufig, indem sie die Substanz als „nicht für den menschlichen Konsum geeignet“ deklarieren. Bei Einfuhr und Verkauf muss daher auf die richtige Kennzeichnung geachtet werden, um Probleme mit den Behörden zu vermeiden. Zwar gibt es aktuell keine Hinweise auf ein generelles Verbot, aber Änderungen durch neue Gesetzgebungen oder behördliche Entscheidungen sind nicht auszuschließen. Händler sowie Verbraucherinnen und Verbraucher, die Kratom kaufen wollen, sollten sich daher regelmäßig über den aktuellen Stand informieren.

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Die aktuelle Studienlage

Ein bedeutender Unsicherheitsfaktor ist die bestehende unzureichende wissenschaftliche Evidenz. Trotz einer wachsenden Zahl von Studien – von pharmakologischen Untersuchungen bis hin zu qualitativen Interviews – bleibt die Datenlage zur Sicherheit und Wirksamkeit des pflanzlichen Wirkstoffes lückenhaft. Es fehlen großangelegte, randomisierte und kontrollierte Studien zu Nutzen und Risiken. Gesundheitsexperten und Regierungsbehörden warnen nachdrücklich davor, unreguliert Kratom zu kaufen und dem damit einhergehenden Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen. Laut US-Food and Drug Administration (FDA) gibt es zahlreiche Meldungen über unerwünschte Nebenwirkungen: Verstopfung, Appetitlosigkeit und Leberschäden, Krampfanfälle, Halluzinationen und Verwirrtheit. Weltweit wird von zahlreichen Todesfällen in Zusammenhang mit dem Konsum berichtet, möglicherweise auch in Folge von Wechselwirkungen mit Medikamenten. Ein Todesfall ist auch aus Deutschland bekannt. Keinesfalls sollten Menschen mit Herzproblemen, insbesondere einem beschleunigten Herzschlag, den Stoff einnehmen. Kritische Forschungsperspektiven sind durch eine Vielzahl an Studien und Fallberichten dokumentiert; diese schildern positive subjektive Erfahrungen in Einzelfällen, heben jedoch gleichzeitig Risiken von Dosiserhöhungen, Mischkonsum und fehlender Qualitätskontrolle hervor. Das Fehlen standardisierter Prüfungen und die oft sehr unterschiedliche Produktqualität stellen aus Sicht von Medizinerinnen und Medizinern eine erhebliche Problematik dar.

Fazit

Der Diskurs um die tropische Pflanze ist vielschichtig. Während Befürworter das Potenzial – in Form von Schmerzlinderung, Stimmungsaufhellung und Unterstützung beim Opioidentzug – betonen, heben kritische Stimmen die erheblichen Risiken hervor: mangelnde Qualitätskontrolle, unzureichende Sicherheitsdaten, potenzielles Suchtverhalten und schwere Nebenwirkungen. Community-Diskussionen innerhalb der Anwendergemeinschaft geben nicht allein Begeisterung, sondern auch kritische Stimmen wieder. Diese weisen auf die Notwendigkeit einer bewussten, verantwortungsvollen Nutzung hin. Viele Veteranen der Kratom-Community warnen vor Selbstmedikation ohne fundiertes Wissen und fordern eine engere Zusammenarbeit zwischen Forschenden, Gesundheitsbehörden und der Community zur Etablierung klarer Richtlinien Es gibt also ernst zu nehmende Argumente gegen den Mainstream-Hype um Kratom, die sowohl auf regulatorischer als auch auf wissenschaftlicher Ebene fundiert sind. Die Herausforderung besteht darin, den Nutzen und die Risiken in kontrollierten Studien besser zu definieren und gleichzeitig Standards für die Produktion und Vermarktung zu etablieren.

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